Ungeheuerliche Geschehnisse im Ungeheuren Tal

Ohrdrufer GymnasiastInnen, Lehrlinge und Eltern packen an und stecken Baumsamen für ein Waldstück am Ohrdrufer Schloßberg         (Ohrdruf, 19.09.22)

Die COP 27 ist in vollem Gange. Im ägyptischen Scharm El-Scheich wird wieder geredet, debattiert und letzten Endes vermutlich erneut, wie auf den vielen Klimakonferenzen vorher, wenig Zählbares und Handfestes beschlossen. Oder auch nicht.

Grund genug entschlossen und zielgerichtet aktiv zu werden und im Ungeheuren Tal nahe der Scherershütte ein Zeichen zu setzen. Dem Aufruf „Wir retten den Wald“ waren ein paar Wochen zuvor schon einige SchülerInnen des Gymnasiums und noch viel mehr die Kinder der KITA „Goldbergspatzen“ gefolgt. Ihre erste Vorarbeit war das fleißige Sammeln aller möglichen Baumsamen. Und so landeten gute 50 kg verschiedener Baumfrüchte in den Behältern. Diese wurden handverlesen unter den wachen Augen der Geographielehrerin Frau Götzl in selbstgefalteten Papiertüten als Samengemisch vorbereitet. Darunter fand sich Ahorn, Buchecker, Esche, Lärche und vor allem viele, viele Eicheln. Perfekt. Denn in Absprache mit Revierförster Bock, dem Lenker und Denker zum Aussehen des aktuellen wie zukünftigen Stadtwaldes, waren das die Samen, die es für einen robusteren und hoffentlich resistenteren Mischwald nahe der Stadt und am Ende im ganzen Thüringer Wald braucht.

Auf diese Weise zogen am Freitag, dem 11.11.22 – 45 Schüler/Innen und drei Lehrlinge von Hermes sowie eine Handvoll Erwachsene hinaus auf die Rodungsflächen nahe der Scherershütte. Einerseits trübte der Blick auf die Zerstörung die Gemüter aller und auch die kleine Auftaktrede von Herrn Bock bestätigte nochmals den katastrophalen Zustand im noch vorhandenen Wald. Andererseits stiftete die Aktion nicht nur Hoffnung bei allen Aktiven, sie brachte allen auch eine gehörige Portion Respekt des Försters und seiner Mitarbeiter ein, der staunend auf die Helferschaft schaute, bevor er einweisende Worte zum richtigen Vorgehen beim Samenstecken verkündete. Schnell waren dann die Arbeitsteams gebildet, die Flächen und Strecken verteilt und die Aktion konnte beginnen.

Gute zwei Stunden brauchten die vielen Helferlinge dann, um zirka 8000 Samen ins Walderdreich zu bringen. Bestückt wurde auf diese Weise eine Fläche von rund zwei Fußballfeldern. Teilweise mussten die WaldarbeiterInnen dabei über Stock und Stumpf klettern, doch trotz aller Mühen gab es kein einziges Wehklagen und Jammern. Die Aktion verband alle, ob groß oder klein. Und so wunderte es nicht, das Lena Böttner nach ihrer letzten gesteckten Eichel fragend meinte: „Wir sind schon fertig, zwei Stunden sind schon rum? Das kam mir gar nicht so vor.“ Zufriedene Gesichter packten dann nach einem Abschlusssnack ihre Rucksäcke, deponierten die Försterwerkzeuge und begaben sich auf den Heimweg. Und bei den Ein oder anderen hörte man schon leise in den reflektierenden Gesprächen heraus: „Das können wir ruhig mal wieder machen“.

Die vielen übrigen Baumsamen kamen natürlich nicht unter die Räder. Hoch erfreut sagte Förster Bock schon im Vorfeld, dass alles Unverbrauchte in der Folge durch die Profis ins Erdreich kommt, um auf diese Weise einen Teil hiesigen Baumbestandes über natürliche Keimung an den Hängen der Ohrdrufer Berge aufgehen zu lassen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Sommer mitspielen müssen und es keine wochenlangen Dürreperioden haben darf, sonst könnte die Aktion bis auf den sozialen Wert, wenig Sichtbares erzeugen. Gelingt es aber, können schon im Frühsommer und erst recht in zwei Jahren hunderte kleiner Baumbabys bei einem gezielten Spaziergang entdeckt werden. Und wer weiß. Wer sagt das dies eine einmalige Aktion bleiben muss. Es ist nämlich gar nicht so schwer Ungeheurliches zu leisten. Am besten gemeinsam, eben im Team. Man muss nur Aufstehen, die Hände aus dem Schoß nehmen und die Ärmel hochkrempeln. Das schafft fast jeder. Einfach mal ausprobieren!

Die fleißigen Hände gehörten Schülern der Klassen 5.2, 5.3, 6.1, 6.2, 7.2, Herrn Schein mit drei Lehrlingen des Hermes Logistikzentrums Ohrdruf und ein paar emsigen Eltern aus den benannten Klassenstufen.                                                                           

S. Oelsner