Und aus der Raupe wird ein Schmetterling

Von der Metamorphose der Gelände- und Garten- AG zur Umwelt AG (SOe/ April 2023)

Es ist eine verblüffende Verwandlung, die allen Faltern der Erde gleich ist. Sie schaffen es, sich aus einer eher unbedeutenden und unauffälligen Raupe zu einem imposanten Fluginsekt zu verwandeln. Dabei geht dies mit wachsenden Fähigkeiten einher, wie dem Fortbestand der Art oder der Flugfähigkeit. Leider zumeist nur für einen Lebenszyklus.
Der Gelände- und Garten AG um Frau Götzl will dies jetzt auch gelingen. Sicher, fliegen werden die teilnehmenden Schüler*Innen am Ende wohl nicht können, aber gewiss viel gelernt und hoffentlich noch viel mehr initiiert haben. Und ein echtes Ende, wie bei den Faltern, soll es gar nicht geben. Aber der Reihe nach.

Seit über einem Jahr verschönern Gymnasiast*Innen in einer AG Zeit in Eigeninitiative im Schulgelände und im Schulgebäude des Gymnasium Gleichense dessen Bild. Ob Osterdeko, Kübelbepflanzung, Insektenhotel oder Kräuterbeet, die Bandbreite ist vielfältig und zielt schon randständig auf kleine Weise auf Umweltbildung ab. In Einzelaktionen wie den Müllsammeltagen in Frühjahr und Herbst sowie dem Baumpflanzprojekt Ende 2022, zeigten andere Schüler*Innen ebenso Engagement und Courage für Umwelt. Wieso soll man hier nicht Synergien bündeln?
Und so kam was kommen musste. In Absprache mit Herrn Oelsner ziehen nun beide Pädagogen zukünftig an einem Strang, vielmehr leiten Sie die Kinder an, Umweltprobleme in nächster Nähe zu erkennen, um sie mit eigenen Ideen in Schule und unserer Heimat anzugehen und mit kleinen und größeren Projekten zu beheben oder zumindest zu verbessern.

„Das Thema Umweltbildung bekommt auf diese Weise viel mehr Relevanz in Schule, um nachhaltig zu bilden, zu erziehen und umweltbewusster zu handeln. Im Fächerkanon wie den Lehrplänen kommt das aktuell mit praktischem Akzent noch eindeutig zu kurz. Unsere Umwelt hat keine Zeit auf Lehrplananpassungen zu warten. Im Fächerkontext wird die Theorie in Ansätzen, aber ohne Synergieeffekte der einzelnen Fächer geleistet. Genau hier will die veränderte AG mit motivierten und engagierten Schüler*Innen ansetzen“, so Oelsner. So waren es im ersten Jahr gut zehn Aktive, die mit Fleiß und Ehrgeiz die Schule aufhübschten. Unter der neuen Prämisse und mit den selbst gewählten Zielen, hat sich die Schüler*Innenzahl jetzt schon verdoppelt.
Und es kommt noch besser. Denn die AG bekommt Rückenwind von ganz oben. Für ein halbes Jahr ist sie in ein Bundes- und EU gefördertes Pilotprojekt zum Thema INNOVATIVES KLIMABILDUNGSMODELL von 20 Schulen im Raum Mitteldeutschland -Tschechien -Polen eingebunden. Ziel soll es darin sein, langfristige und nachhaltige Maßnahmen zum Klimaschutz und Schutz der Biodiversität zu entwickeln, umzusetzen und zu etablieren, um Vorreiter auf Schulebene zu sein und bestenfalls anwendbare Programme für viele weitere Schulen zu entwickeln. Unterstützung erhält die AG dabei von renommierten Forschern und Projektleitern, wie der Eurosoc-digital, als koordinierender Institution der Maßnahme und Fachpersonal der Stadt Ohrdruf.

Letztlich wird am und im Kleinen der möglichst große Wandel geprobt. In Umweltprojekten aus Eigeninitiative durch die Kinder, sollen nicht nur Ideen geboren werden, sondern bestenfalls langfristige Maßnahmen wachsen, die unsere direkte und indirekte Umwelt lebenswert erhalten oder wieder machen. Und wenn das einigen wenigen Willigen gelingt, gelingt das vielleicht irgendwann auch vielen Willigen. Die Raupe macht es vor. Metamorphose funktioniert. Veränderung also auch. Mit etwas Zeit und Courage ist gewiss so Manches möglich.