Gymnasiasten bezwingen den Rennsteig

8.Klässler*Innen radeln in drei Tagen 185 km und klettern über 3000 Höhenmeter (SuS/ Juli 2023)

Die Projektwoche des Gymnasiums bot so manche spannende Möglichkeit mal neben Mathe, Deutsch und Bio dazuzulernen und sich eingewählt mit neuen Themen zu befassen. Das sportlich herausforderndste Projekt war dabei die 1. Rennsteig- Radtour am Gymnasium Gleichense. Es galt an drei Tagesetappen den Rennsteig von Blankenstein bis Hörschel, mit all seinen Tücken, Steigungen, Abfahrten und Schotterstrecken, zu meistern. Zwölf Schüler*Innen stellten sich dieser Aufgabe und merkten ganz schnell, auf welche harte Tour sie sich da eingelassen hatten, denn die 185km Wegstrecke im idyllischen Thüringen sind nicht von Pappe.

Es folgen die Tagesberichte der drei Schülergruppen:

Tag 1 – Blankenstein – Siegmundsburg:

Montag morgen. 7 Uhr. Leicht angespannt, aber freudig froh, treffen sich die ersten sieben Radschüler auf dem Schulhof und begaben sich auf den Weg zum Bahnhof Gotha. Fünf Schüler des Teams waren per Bus nach Gotha gefahren, weil ihre Räder bereits in Blankenstein standen, um die Fülle in den Zügen zu umgehen. In Gotha trafen sich alle und fuhren dann per Bahn nach Blankenstein (Saale), außer ein Schüler, dessen Kräfte schon auf dem Transfer nach Gotha am Nullpunkt waren und dem klar wurde: „Für so eine Tour, muss ich definitiv vorher was machen.“ Das die Bahnanreise kompliziert würde, war abzusehen, aber dass wir stundenlang in Arnstadt warten mussten, war kein Vergnügen. Staffelweise fuhren wir dann gen Saalfeld, um dort endlich alle gemeinsam im letzten Bummelzug an den Rennsteigstart zu gelangen. Mit großer Verspätung waren dennoch alle angekommen, fanden die fehlenden Räder vor, versorgten sich nochmals mit Proviant und es wurde ein schönes Gruppenstartfoto geschossen. Im Anschluss haben wir uns einen Stein mitgenommen, um die Tradition des Steintransfers von Saale zu Werra weiterzuführen. Jetzt konnte die große Tour endlich richtig starten. Also fuhren wir gegen 14 Uhr los und es folgten eine Menge Anstiege. Die schöne Natur um uns herum betrachteten all die, die im Vorfeld seit März das Vorbereitungsprogramm ernst genommen hatten. Wer dann noch Luft hatte, konnte sich sogar ab und an unterhalten und auch ein paar Fotos schießen. In den kleinen Pausen zwischendurch war es wichtig zu trinken, denn die Höhenzüge unseres Mittelgebirges forderten uns sehr. Nach einem großen Berg, der uns allen viel Kraft gekostet hatte, kam die erste große Pause nach etwa 20 km. Dort aßen und tranken wir in Ruhe bei bestem Wetter. Im Anschluss füllten wir die Flaschen auf und dann ging es weiter gen Neuhaus am Rennweg. Durch die Verspätung am morgen, waren wir etwas in Eile, da sich der Tag dem Ende neigte. Und auch die Strecke war nach 60 km geschafft. Ein Glück, dass in der Unterkunft ein leckerer Teller Nudeln mit Tomatensoße auf uns wartete. Im Haus Rosenbaum in Siegmundsburg angekommen, konnten wir unsere Fahrräder unterstellen und uns für den nächsten Tag vorbereiten. Nach dem Duschen sollten wir uns alle dehnen, damit der Muskelkater am nächsten Tag nicht allzu schlimm wird. Herr Oelsner wartete letztlich vergebens mit Spielen auf uns, denn leider kam keiner, da wir alle viel zu kaputt waren und schon bald schliefen.

 

Tag 2 – Siegmundsburg – Finsterbergen:

Pünktlich 8.00 Uhr ging es für uns fünf Jungs und die sechs Mädels zum Frühstück. Da gab es für jeden drei Brötchen und Reiseproviant zum Selbstverpflegen. Gentlemen wie die Jungs sind, holten sie nach der Morgenverpflegung die Fahrräder aus dem Keller und prüften sie wie aufgetragen auf Fahrtauglichkeit. Pünktlich 10.00 Uhr fiel der Startschuss. Wir fuhren den ersten Berg aus Siegmundsburg heraus, da gab Chanices Radkette schon ihren Geist auf. Die Tourguides Oelsner/ Zimmermann richteten den Schaden aber gekonnt und im Nu waren alle beisammen. Es folgte eine kleine aber feine Abfahrt, auf die sich jeder und jede freute. Durch den Wald ging es zur Werraquelle, wo erst mal Fotoshooting angesagt war und kleine Reparaturen stattfanden. Neben viel Wegstrecke mit viel Kahlschlag, konnte man auch Forstmaschinen verschiedener Bauarten beobachten. Die Abholzung des Thüringer Waldes war so nah wie nie zuvor. Das Vormittagsmotto war jedoch ein anderes: Berg auf und Berg auf! Trotz der vielen coolen Aussichten war jeder froh, als wir nach acht Kilometer Schlussanstieg auf der Schmücke angekommen waren. Dort gab es für jeden ein kleines aber feines Gericht wie Pommes oder Soljanka. Nach der erholsamen Pause ging es dennoch wieder Berg auf bis der Tourhöhepunkt mit dem Großen Beerberg mit 982m erreicht war. Dann folgte der Lohn aller Aufstiegsmühen. Eine tolle Abfahrt folgte der nächsten. Klar, zwischendrin wurde auch immer wieder hochgeradelt, wie über den Stein 16 bei Oberhof. Zur Jugendherberge Waldhof Finsterbergen, die allen von der Kennlernfahrt in der 5. Klasse ein Begriff war, ging es dann satte fünf Kilometer flott bergab. Es folgten Schlafplatzbereitung, Dusche und ein reichlich Abendbrot. Den Kartoffelecken mit Quark und diversen Brotauflagen, schloss sich der telefonische Heimatreport an. Und dann hieß es Feuerholz sammeln, wenn es gemütlich werden soll. Alle gingen fleißig mit einer Schubkarre versehen auf Suche, damit Luca später das Feuer entfachen konnte. Hier wurde viel erzählt und gelacht und beide Radeltage wurden ausgewertet. Nach Mitternacht war es dann spät genug und alle kamen zur Ruhe. Denn am nächsten Tag musste der Inselsberg bezwungen werden. Und laut Tourplaner Oelsner die Aufstiegsherausforderung schlechthin.

 

Tag 3 – Finsterbergen – Hörschel.

Alle wachten früh am morgen um halb acht in der Turnhalle vom Waldhof Finsterbergen auf. Unser Tag startete dann mit einem reichlichen Frühstücksbuffet und Reiseproviant für die bevorstehenden 60 km.

So wie es tags zuvor hinab, ging es nun einen steilen Berg Richtung Spießberghaus wieder bergan. Nur zu doof, das uns dabei Regen begleitete. Oben angekommen ging es eine lange Strecke wellenartig bergab und bergauf und immer näher an den Kleinen Inselsberg heran. In den regennassen und schlammigen Abfahrten ging es recht rutschig zu und da Jessy Bause keine Pfütze zum durchpreschen ausließ, sollte der Beinahesturz nicht lange auf sich warten. Gekonnt stand sie nach einer Drehung wieder auf dem Rad – ohne Sturz! Diverse Kleinreparaturen und Hinweise für den finalen Aufstieg gab es in einer Minipause. Herr Zimmermann (2. Begleiter) nannte das Folgende auch den „Todesanstieg“ und machte damit mächtig Mut, da zum Schluss eine Steigung von 24% erreicht wurde. Für die Meisten unfahrbar. Viele stiegen daher ab und schoben ihr Fahrrad hinauf. Ein paar aber schafften es, fuhren und wurden dafür bejubelt. Auf dem Gr. Inselsberg mit 916,5 m angekommen, bließ ein Höllenwind, der unsere Pause an der Gaststätte aber nicht verhinderte. Dann begann der spannende Abfahrtsteil der Tour, denn gute 30 km sollte es in Abschnitten Stück für Stück hinunter zum Ziel gehen. Über viele kleine Hügel ging es weiter am Dreiherrnstein vorbei bis Hohe Sonne nahe Eisenach. Herr Zimmermann gab allen ein Essen aus und wir waren gestärkt für die finalen 17 Kilometer. Rasant und sturzfrei pedalierten wir bis Hörschel. An der Werra angekommen, schmissen wir unseren Stein, den wir am Anfang aus Blankenstein mitgenommen hatten, ins Wasser und wünschten uns etwas. Es war 15:35 Uhr und kleine Eile geboten. Doch auch Tag drei forderte körperlichen Tribut und so verpassten wir Zug eins. Glücklicherweise folgte 15 Minuten später ein weiterer. Der gehörte uns und brachte uns gen Gotha. Ein Teil unserer Radgruppe verabschiedete sich und wurde abgeholt. Die ganz Fitten fuhren, wie sie kamen, den Heimweg per Pedaltritt und hatten am Ende gute 14,5 Stunden bei rund 230 Kilometern im Sattel gesessen.

Tags darauf gab es für die „Rennsteig – Bezwinger“ ein Erinnerungsshirt und gewiss eine Menge Erzählstoff für viele Jahre.

Zu den Bezwingern zählten: Stella Dolaßek, Ronja Wietschel, Melissa Möller, Jessy Bause, Ellen Koch, Chanice Triebel, Henning Falk, Christoph Preuße, Luca Petsch, Sullivan Böhmer, Willhelm Strutz