„Erinnerungslücke KZ Ohrdruf 2024“

Das Gymnasiums Gleichense erinnert an an die ehemaligen Häftlinge des KZ Ohrdruf

Im Rahmen des andauernden Projektes „Erinnerungslücke KZ Ohrdruf“ stellen sich die Schüler des Gymnasiums der Herausforderung, an die grausame Geschichte ihres Ortes zu erinnern und zugleich aktuelle politische Tendenzen zu reflektieren.

Als Schule „Ohne Rassismus, Schule mit Courage“ hat es sich das Gymnasium die Aufgabe gestellt, eine Tradition des Erinnerns zu etablieren. Für die Planung dieses Projekts kann Kunstlehrerin S. Benger- Neumann auf eine Kooperation mit Dr. Mauny, Preisträger des Obermayer-Awards 2024 für seine Erinnerungsprojekte, zählen. Mit dem Preis werden Deutsche geehrt, die sich für jüdische Erinnerungskultur sowie gegen Vorurteile und Antisemitismus einsetzen. Dr. Mauny begleitet das Projekt am Gymnasium und führt die Schüler historisch fundiert an das Thema heran und koordiniert die Kooperation mit der Weimarer Mal und Zeichenschule sowie dem Schloss Friedenstein Gotha.

Zudem konnte anknüpfend an die Erinnerungswoche Thüringen 2023 eine Kooperation mit den Arolsen Archives etabliert werden. Arolsen Archives erschafft ein digitales Denkmal „#everynamecounts“, welches Partizipation von Schülern erwünscht, die z.B. original Dokumente des KZ Ohrdruf in eine Datenbank einpflegen und online Suche nach Personen ermöglicht.

Die massiven Fortschritte in der Digitalisierung dieser Dokumente ermöglicht Arolsen Archives immer mehr Interessierten die Bedeutung dieser zu vermitteln. Ihre erfolgreiche Kampagnen und die Begleitforschungen zeigen, dass junge Menschen an neuen Formaten interessiert sind und die Bedeutung in der Gegenwart ausschlaggebend ist. Seit 2022 arbeiten Arolsen Archives an einer neuen webbasierten Lernplattform „Suspekt“, mit der möglichst viele Schüler*innen und junge Menschen in Deutschland erreicht werden sollen.

In einer 3D animierten Landschaft geht eine Moderatorin auf die Suche nach den Spuren des KZ-Komplex Ohrdruf und besucht verschiedene Orte zum ehemaligen Lagerkomplex. Die Schüler*innen können sich durch umschauen in der interaktiven Landschaft näher mit der Geschichte, Formen des Erinnerns und Sichtbarkeit auseinandersetzen. Durch Anklicken weiterer „Points of interest“ können sie sich tiefergreifend informieren. Zusätzlich können sie sich zum Konzentrationslager Buchenwald und den Außenlagern in drei digitalen Touren mit Befreiung, Umkämpfte Erinnerung und Sichtbarkeit der Verbrechen in der Öffentlichkeit auseinander setzen.

Ziel ist es, vor dem Hintergrund der Geschichte junge Menschen zu befähigen, eine Haltung zu gesellschaftlichen Fragen zu entwickeln sowie zivilgesellschaftliches Engagement zu fördern und demokratische Werte zu stärken.

Die impulssetzende Lernmodule entwickeln Arolsen Archives in partizipativen Workshops um diese möglichst nahe an der Lebenswelt, den digitalen Gewohnheiten und der Lernsituation an Schulen zu gestalten. Am 12.4.24 nahmen daher die 9. Klassen des Gymnasiums an einem Workshop teil, bei dem die Beta-Version vorgestellt und zusammen mit Schüler*innen getestet und reflektiert wurde.

Ein Anliegen von Dr. Mauny und der Kunstlehrerin S. Benger- Neumann ist es, den Schülern tiefgreifende, praktische Erinnerungsarbeit zu ermöglichen. Im Anschluss an die theoretischen und digitalen Angebote waren die Schüler daher aufgefordert, einen individuellen Ausdruck in einer plastisch Arbeit zu entwickeln. Dies ermöglichte ihnen ein Workshop mit dem Erfurter Künstler Karsten Kunert am Mittwoch, dem 17.4.24.

Kunert arbeitet in vielen verschiedenen Techniken und Genres, ist geprägt durch die Leipziger Schule und deren starken Handwerklichkeit, verarbeitete aber auch seine Inspirationen der regen Reisetätigkeit und der Lebensjahre im Ausland. Er unterrichtete an verschiedenen Schulen und einem College und war Stipendiat der Mudflat Studios Somerville, Boston sowie langjähriger Dozent an der Bauhaus Universität Weimar.

Durch die Kooperation mit der Weimarer Mal und Zeichenschule bekommen die Schüler der 9. Klassen einen Einblick in die praktische Arbeit an einer Skulptur. Das Gymnasium macht sich so auf die Suche nach einer geeigneten Form des künstlerischen Gedenkens an die Häftlinge im KZ Ohrdruf, eine Tradition, die in den kommenden Jahren gelebt werden soll.