Erfolgreicher Auftakt für das Kunstprojekt „Pfad des Gedenkens“ des Gymnasium Gleichense in Ohrdruf bei der Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der Befreiung
Am 4. April 2025, genau 80 Jahre nach der Befreiung des Außenlagers Ohrdruf durch Einheiten der 4. US-Panzerdivision, setzte das Gymnasium Gleichense ein starkes Zeichen gegen das Vergessen: Mit der feierlichen Präsentation der ersten Skulpturengruppe ihres Kunstprojekts „Pfad des Gedenkens“ nahmen Schülerinnen und Schüler der 10. Klasse öffentlich an der großen Gedenkveranstaltung teil.
Organisiert von den Arolsen Archives in Zusammenarbeit mit der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora und der Weimarer Mal- und Zeichenschule, versammelten sich über 150 engagierte Jugendliche sowie Vertreter*innen regionaler Erinnerungsinitiativen auf dem Gelände des ehemaligen Lagers, heute ein Standortübungsplatz der Bundeswehr.
Im Anschluss fanden im Schloss Ehrenstein Ohrdruf Gespräche und Workshops statt. So kam es zu bewegenden Begegnungen, die deutlich machten, wie wichtig der persönliche Dialog für eine lebendige Erinnerungskultur ist. Die Schüler*innen konnten sich mit den Angehörigen ehemaliger Häftlinge Pétr Füzi und Bart FM Droog austauschen, mit dem Filmemacher und Angehörigen eines US-Soldaten Matthew Nash sprechen und mit „Suspekt: Landschaft der Verbrechen“ das Gelände des ehemaligen KZ Ohrdruf digital erkunden. Außerdem wurde die Ausstellung „Die Kunst des Erinnerns“ von Dr. Christoph Mauny, Weimarer Mal- und Zeichenschule, gezeigt. Die „neue bauhauskapelle weimar“ spielte Lieder des niederländischen Jazz-Duos „Johnny & Jones“, deren Musiker von den Nationalsozialisten nach Ohrdruf verschleppt und dort ermordet worden waren.
Erinnerung lebendig gestalten
Im Rahmen der Gedenkfeier präsentierte die Projektgruppe des Gymnasiums Gleichense Betonabgüsse von Gesichtern ehemaliger KZ-Häftlinge, die sie auf Grundlage historischer Fotografien gestaltet hatte. Diese Skulpturen sollen die individuelle Geschichte der Opfer in den Mittelpunkt stellen und über Generationen hinweg emotionale Zugänge zur NS-Vergangenheit ermöglichen. Die Installation war nicht nur ein künstlerisches Statement, sondern auch ein klares Bekenntnis zur Verantwortung für die Zukunft.
Die Realisierung dieser ersten Skulpturengruppe wäre ohne die enge Zusammenarbeit mit dem Bauhof Ohrdruf und der Bundeswehr nicht möglich gewesen. Mathias Wolf, Oliver Wachs und Uwe Rieß vom Bauhof unterstützten die Schüler*innen tatkräftig bei der Errichtung des Kunstwerks. Auch Soldaten halfen vor Ort bei der Umsetzung – ein starkes Symbol für gesellschaftliches Miteinander im Zeichen der Erinnerungskultur.
Schüler*innen gegen das Vergessen
Getragen wurde der Aufbau der von der AG „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ des Gymnasiums Gleichense. Besonders engagiert waren Amy Ortlepp, Joe Marlon Räpple, Paula Meister, Nils Stein, Inga Merten und Johanna Oßwald. Die künstlerische und pädagogische Begleitung übernahm Lehrerin Saskia Benger-Neumann, die gemeinsam mit ihren Schüler*innen monatelang recherchierte, gestaltete und organisierte.
Der „Pfad des Gedenkens“ ist der Beginn eines langfristig angelegten Kunst- und Erinnerungsprojekts in Ohrdruf, das Geschichte sichtbar und spürbar machen will – im öffentlichen Raum, in der Gemeinschaft und vor allem in den Köpfen der Menschen. Der erfolgreiche Auftakt lässt erwarten, dass dieses Projekt weit über die Region hinausstrahlen wird.